Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Politik: Bericht über die Veranstaltung „80 Sekunden – Neues Bauen“ in Berlin

Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Politik: Bericht über die Veranstaltung „80 Sekunden – Neues Bauen“ in Berlin

Vom 15. bis 16. Mai 2024 versammelten sich in Berlin Tegel wieder Verantwortliche aus der Bau- und Immobilienwirtschaft, der Spitzenpolitik sowie der Wissenschaft, um in einer gemeinsamen „Baustellenbesprechung“ die aktuellen Herausforderungen der Branche zu diskutieren. BAScloud-GmbH-CEO und gpti-Vorstand Stefan Schaffner war bei der Vorstellung und Weiterführung der Ergebnisse des Fach-Forums „Digitalisierung“ mit auf der Bühne und fasst hier seine Eindrücke der Veranstaltung zusammen.

Das Ziel ist klar definiert: Wohnraum muss wesentlich schneller entstehen. Idealerweise sollte alle 80 Sekunden eine neue Wohnung fertiggestellt werden. Wie diese Maßgabe zu erreichen ist – und wie dabei relevante Faktoren wie Nachhaltigkeitsaspekte zu integrieren sind, war zentrale Frage der jüngsten Veranstaltung „80 Sekunden – Neues Bauen“.Vertreter der Bau- und Immobilienwirtschaft stellten in diesem Zusammenhang innovative Ansätze, Pilotprojekte und auch die eine oder andere Best Practice vor, die zeigen, dass Digitalisierung und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen.

 

Schlüssel für Effizienz

Christoph van Treeck, Institutsleiter am Lehrstuhl für energieeffizientes Bauen an der RWTH Aachen, betonte, dass der Bausektor sich stärker in Richtung einer großindustriellen Fertigungsindustrie entwickeln muss, in dem auch Digitalisierung eine entscheidende Position einnimmt. Dabei zog er Vergleiche zu Entwicklungen in der Automobilindustrie. Ein zentrales Thema bildete die Notwendigkeit zur vollständigen Digitalisierung der Planung und des Betriebs von Gebäuden. Durchgängige Datensätze, die den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes abdecken, sollten für alle Beteiligten zugänglich sein. Dies verhindert die derzeitige Fragmentierung der Planungs-, Herstellungs- und Betriebsphasen, die häufig dazu führt, dass verschiedene Berufsgruppen und Unternehmen zwar profitieren, aber die Verantwortung für die Nachhaltigkeit des Gebäudes nach Fertigstellung ihres jeweiligen Zuständigkeitsbereiches abgeben. Van Treeck wies sehr direkt – und notwendigerweise unbequem – auf die Bedeutung der Integration und Verantwortung in sämtlichen Phasen hin.

 

Pilotprojekte und deren Bedeutung

Die Veranstaltung unterstrich auch die Relevanz von Pilotprojekten in der aktuellen Marktphase: Sie machen Lösungen im wahrsten Wortsinn begreifbar, veranschaulichen den Mehrwert für den Nutzer und sorgen so dafür, bestehende Vorbehalte zu beseitigen. Sie tragen auf diese Weise dazu bei, die Digitalisierung voranzutreiben. Ein Anwendungsbeispiel stellt die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) dar. Durch vollständige Opposition gegenüber dieser Technologie verlieren Unternehmen schnell an Wettbewerbsfähigkeit. Die Kluft zwischen denjenigen, die KI nutzen, und denjenigen, die KI ablehnen, wächst laufend. Pilotprojekte können helfen, die “Hürden im Kopf” zu überwinden

 

Fortschritte in der Material- und Bauindustrie

Ein Schwerpunkt der Veranstaltung lag auf den Fortschritten in der Material- und Bauindustrie. Branchenexperten wie Jörn Beckmann von ZÜBLIN, Thomas Demmel von der Bton Group und Andreas Engelhardt von der Schüco International KG zeigten, dass nachhaltiges Bauen, einschließlich Recycling und Dekarbonisierung, bereits fest etabliert ist. CO2 wird zunehmend als zweite Währung in der Bauindustrie anerkannt, was zeigt, dass Nachhaltigkeit und Bezahlbarkeit miteinander vereinbar sind.

 

Zusammenarbeit und Austausch

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Diskussion stellte die Forderung nach einem stärkeren Austausch zwischen Proptechs und Politikern dar. Veranstaltungen und Communities wie „80 Sekunden“ bieten eine ideale Plattform, um diese Zusammenarbeit zu fördern und zu organisieren. Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann betonte in ihrer energiegeladenen Keynote, dass die EU die für das Bauen relevanten Gesetze schafft. Dies unterstreicht die Bedeutung des politischen Engagements sowie der

Gesetzgebung auf europäischer Ebene. Ich persönlich wünsche mir noch viel mehr Austausch in diesem Bereich. Wir Proptechs müssen für die Politik sichtbarer werden!

 

Verantwortung und Innovation

Doch nicht allein die Politik ist für die bestehenden Herausforderungen verantwortlich, so das weitere Resümee. I. Stattdessen sollten Immobilienunternehmen wirtschaftlich klug handeln und innovative Wege finden, um Technologie für bessere und schnellere Bauprozesse zu nutzen. Die notwendigen Technologien sind vorhanden, es liegt an den Menschen, sie zu nutzen.

 

Fazit

Die Veranstaltung „80 Sekunden – Neues Bauen“ hat gezeigt, dass die Digitalisierung in der Bau- und Immobilienwirtschaft unerlässlich ist, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Durch die Integration nachhaltiger Praktiken und den Einsatz moderner Technologien ist es möglich, effizientes und umweltfreundliches Bauen zu erreichen. Der kontinuierliche Austausch zwischen Proptechs, Unternehmen, Politik und anderen Stakeholdern ist dabei entscheidend, um innovative Lösungen voranzutreiben und die Bauwirtschaft fit für die Zukunft zu machen.

Ich wünsche mir, dass künftig noch viel mehr Best-Practice-Beispiele in diesem Format auf die Bühne kommen. Es ist Entscheidern in der Branche, aber auch in der Politik noch nicht ausreichend bewusst, welche guten Lösungen aus den Reihen der PropTech-Unternehmen existieren und welchen wichtigen Beitrag diese zur Lösung der vielfältigen Herausforderungen der Branche leisten können.

 

Weitere Informationen: https://www.80-sekunden.de